Tanze als ob es das letzte Mal wäre

Tanz im Oktober 2013 - noch mit langen Haaren, Original-Busen und ein paar Kilo mehr.
Tanz im Oktober 2013 - noch mit langen Haaren, Original-Busen und ein paar Kilo mehr.

Ich war damals – zum Zeitpunkt der Brustkrebs-Diagnose – drei Jahren geschieden und lebte mit meinen beiden Kindern (12 und 14 Jahre) endlich glücklich in unserer schönen neuen Wohnung. Die Welt schien in Ordnung. Ich hatte einen tollen Job und nebenbei unterrichtete und tanzte ich mit Leidenschaft Flamenco.

 

Die Diagnose kam drei Wochen vor einer kleinen Tanz-Tournee unseres Flamenco-Clubs (www.jaleo.at), für die wir schon zehn Monate lang trainierten. Ich konnte mit dem Arzt den OP-Termin drei Tage nach den geplanten Aufführungen legen. Das gab mir die Chance den Tanz für mich neu zu erfahren. Tanzen mit der Diagnose. Tanzen mit der Ungewissheit. Tanzen mit der Angst.

 

"Tanze, als ob es das letzte Mal wäre! Gib alles!" Dieser Satz, der so oft im Training zu hören war, wurde für mich Wirklichkeit.


Hier ist ein Kapitel-Auszug aus dem Erstentwurf meines Buches:
***
Tanze, als wäre es das letzte Mal
Meine große Leidenschaft galt dem Tanzen, im speziellen dem Flamencotanz. Es war ein überaus wichtiger Teil in meinem Leben, aus dem sich viele wundervolle Freundschaften und grandiose Momente entwickelt haben. Ich habe Flamenco nicht nur als Schülerin „konsumiert“ sondern habe Anfängerinnen tänzerisch in die „Welt des Flamenco“ geführt. Das Unterrichten hat mir immer unglaublich viel Freude und Erfüllung gegeben. Die Entwicklung der Frauen in den ersten Monaten ist unübersehbar. (………..) Auch die Teilnahme an Aufführungen und Projekten haben mein Leben erfüllt und bereichert und mich immer wieder angetrieben besser zu werden, zu lernen, zu trainieren, mich zu entwickeln, auf mein Äußeres zu achten, meine Gesundheit zu erhalten und entsprechend zu leben. In Kursen und Workshops habe ich oft zu hören bekommen „Los! Weitermachen, nicht schlapp machen. Du kannst noch mehr geben. Tanze, als wäre es das letzte Mal!“
„Tanze, als wäre es das letzte Mal! Tanze, als wäre es das letzte Mal! Tanze, als wäre es das letzte Mal!“ Was für dröhnende Worte, wenn man sich bewusst wird, dass dieser Satz plötzlich stimmen könnte. Die volle Wucht dieser Worte hämmern auf mich ein. Immer wieder. Während dem Tanzen kullern die Tränen. Als würde man sich von einem Geliebten verabschieden. Ein letzter Kuss, eine letzte innige Umarmung, den Duft der Haut tief einatmen – lass mich nie vergessen, wie es mit dir war. Geliebter Tanz.
(………..) Nun kam zum Tragen, was ich in all den Jahren im Studio mir angeeignet hatte. „Weitermachen. Aufstehen. Konzentrieren. Los lassen. Ganz im Jetzt sein. Schmerzen gehören dazu. Du kannst es. Denke nicht, tue es einfach. Nochmal, nochmal, nochmal. Vertraue deinem Körper. Kontrolliere deine Gedanken. Kontrolliere deine Gedanken nicht. Zeige dich. Immer wieder aufstehen. Immer wieder die Schuhe anziehen.“
Ja, jetzt kam das alles zum Tragen. Jede einzelne dieser Qualitäten, die ich mir über die Jahre hinweg verinnerlicht habe, kam mir jetzt zugute. Wie dankbar ich dafür bin! Ich war in der Lage – trotz meines Chaos im Kopf – zu tanzen. Und nicht nur einfach zu tanzen, sondern sogar mit großer Freude und Lust zu tanzen. Eine unbezahlbare Erkenntnis über mich selbst. Bei der ersten Probe, den ersten Tanzschritten, nach der Diagnose zitterte ich am ganzen Körper. Ich hatte Angst vor der Angst. Ich habe weiter gemacht. Schritt für Schritt. Und es hat funktioniert. Olé! Der Flamenco hat mich in meinem Leben schon über viele Schwierigkeiten hinweg getragen, oder auch einfach nur abgelenkt. Aber dieses Mal hat er mir viel Kraft, Lebensfreude und Vertrauen zu meinem Körper zurück gegeben.
***

 

Nun, ich tanze wieder. Ich freue mich so sehr darüber. Es ist ein Geschenk das tun zu dürfen bzw. tun zu können. Wir vom Jaleo Flamencoverein (www.jaleo.at) trainieren nun schon seit Wochen fleißig auf unsere nächste Vorstellung hin, die am 9. November 2014 um 17.00 Uhr im Reichshofsaal Lustenau (A) stattfindet.  Für mich ist das ein großer Tag. Ziemlich genau ein Jahr nach meiner OP mit meinen geliebten Flamenco-Mädels wieder auf der Bühne stehen zu dürfen ist einfach sensationell. Es gäbe kaum eine schönere Art meinen „1. Geburtstag“ zu feiern. Olé!

 

 

 

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Evelyn Flatz, Lustenau (A)

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